Das Mundwerk hat noch bis Ende Mai geöffnet!

Schweren Herzens schliessen wir die Mundwerk Kulturbar per Ende Mai 2025.
Kommt nochmal vorbei, wir freuen uns auf euch!

Warum?

Nach vielen Diskussionen, schlaflosen Nächten und ewigem hin und her, haben wir uns entschieden, das Mundwerk nach über 15 Jahren aufzugeben und dauerhaft zu schliessen.

Dieser Schritt hat sich schon länger aufgedrängt, aber wir haben ihn immer wieder hinausgezögert. Der Hauptgrund für die Schliessung ist, dass wir uns den Kulturbetrieb einfach nicht mehr leisten können. Seit einigen Jahren konnten wir das Mundwerk nur noch weiterführen, weil wir das Defizit mit Einnahmen aus anderen Betrieben haben decken können. So wollen und können wir aber nicht mehr weitermachen. Ohne Veranstaltungen und ohne Küche, könnte die Rechnung vielleicht gerade so aufgehen, aber das wäre nicht mehr das Mundwerk, wie wir es uns vorstellen. Es soll ein kleiner Kulturveranstaltungsort mit gutem Essen sein, oder eben gar nicht.

Diese Entscheidung ist uns schwergefallen und macht uns traurig. In all den Jahren sind so viele Geschichten geschrieben worden und wunderbare Beziehungen und Freundschaften entstanden. Für uns ist es ein zuhause und für viele Gäste ein zweites Wohnzimmer. An dieser Stelle ein herzliches und grosses Dankeschön an alle, die das Mundwerk besucht und unterstützt haben! Merci viu viu mau!

Kommt noch mal vorbei, wir freuen uns auch euch!!

Wenn du Fragen hast oder das Mundwerk übernehmen möchtest,
melde dich via reto@mundwerk-thun.ch.

(Ausführliche Erklärung am Ende der Seite)

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Klarstellung und mehr Infos

Es war zu erwarten, dass die Schliessung der Mundwerk Kulturbar zu reden geben wird. Wenn Menschen etwas hören oder lesen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als dies aus ihrer eigenen Warte zu sehen und nach ihren eigenen Werten und Erfahrungen zu interpretieren. Wenn sie diese Informationen an andere Personen weitergeben, passiert bei der neuen Person genau das gleiche und die Information entfernt sich immer weiter von ihrem ursprünglichen Inhalt und wird immer stärker verzerrt. Das ist ok. Das ist menschlich.
Die persönliche Interpretation von Informationen kann aber zu Missverständnissen führen, die weniger schön sind.
Mir liegt es am Herzen, ein solches zu klären.

Der Nadelstich meiner Begründungen zur Schliessung des Mundwerks war die Aussage, dass wir uns einen nichtsubventionierten Kulturbetrieb nicht mehr länger leisten können. Es ist wichtig zu wissen, dass die fehlenden Subventionen nur ein Teil von mehreren Ursachen sind, die zur Schliessung geführt haben. Ebenso wichtig zu wissen ist, dass ich der Stadt Thun nie einen Vorwurf gemacht oder sie beschuldigt habe. Meine Aussage war, dass wir uns einen nichtsubventionierten Betrieb nicht mehr leisten können. Das ist eine Tatsache aber kein Vorwurf.
Ich hatte vor ein paar Jahren per Mail bei der Kulturabteilung der Stadt Thun angefragt, ob es möglich wäre einen Leistungsvertrag zu bekommen. Analog anderen Kulturstätten in Thun, hätten auch wir dadurch einen fixen, jährlichen Beitrag erhalten. Auf diese Anfrage bekam ich eine Absage. Dass ich die Anfrage per Mail geschickt habe, war ein Fehler. Besser wäre ein offizielles Gesuch gewesen. Diesem Fehler ist zu verschulden, dass die Kulturabteilung zu Recht sagen kann, dass ich nie ein Gesuch gestellt habe. Allerdings hätte auch das offizielle Gesuch zu einer Absage geführt, weil das Mundwerk die Voraussetzungen für einen Leistungsvertrag nicht erfüllt.

Das habe ich schon damals verstanden und mich zwar darüber geärgert, aber nicht beklagt. Zu den Kulturveranstaltungen vom Mundwerk gehören nicht nur die klassischen Kulturevents wie beispielsweise Konzerte oder Lesungen. Für uns gehören zur Kultur ebenso Jass Turniere, Tichu Turniere, Quiz Nights, Karaoke, Dart Turniere und so weiter. Verständlich, dass eine Kulturabteilung solche Events nicht subventionieren kann. Auch die 157 Kinofilme, die wir gezeigt haben, fallen nicht in den Rahmen, der eine Unterstützung rechtfertigen würde.

Hätte die Kulturabteilung ein grösseres Budget für die Kultur in dieser schönen Stadt, könnte sie auch mehr Kultur unterstützen. Das wiederum ist jetzt ein Vorwurf. Meiner Meinung nach sollte die Kulturabteilung ein massiv grosszügigeres Budget erhalten, als dies der Fall ist. Nicht für mich, für die Kultur!
Die Stadt Thun könnte mehr für die Kultur machen, ist aber nicht schuld an der Schliessung des Mundwerks. Die Stadt kann uns nicht subventionieren und wir können uns einen nichtsubventionierten Kulturbetrieb nicht mehr leisten. Der Kreis schliesst sich.

In jüngeren Jahren des Mundwerks konnten wir uns selbst subventionieren. Der Barbetrieb ist so gut gelaufen, dass wir damit einen Teil unsere Kulturausgaben haben decken können. Damit komme ich noch kurz du den weiteren, ebenso gewichtigen Gründen, die zur Schliessung geführt haben.
Das Konsumverhalten hat sich stetig verändert und dies zu Ungunsten der Gastronomie. Corona hat diese Veränderungen noch verstärkt und beschleunigt. Bevor ich das Mundwerk eröffnet habe, waren die Bars jeden Donnerstag voll. Der Donnerstag war stets ein sehr umsatzstarker Tag, der vom Freitag und Samstag aber noch deutlich übertroffen wurde. Heute ist der Donnerstag ebenso ruhig, wie ein Dienstag oder Mittwoch. Mit den Freitagen und Samstagen geht es auch bergab. Vor acht Jahren mussten wir die Gäste regelmässig an den Wochenendtagen um 03:00 Uhr rausschmeissen. Heute kann man ohne weiteres um 00:30 Uhr schliessen. Die Clubs, Pubs und Bars waren jedes Wochenende voll. Diese Zeiten sind vorbei. Die Gäste verweilen weniger lang in Gastrobetrieben, trinken weniger, trinken weniger Alkohol und gehen grundsätzlich weniger in Kneipen. Das ist weder gut noch schlecht. Das ist eine Veränderung; leider aber eben zu Ungunsten der Gastronomie.

Weitere wichtige Gründe sind die steigenden Kosten, die sich der Betrieb nicht mehr leisten kann. Beispielsweise müsste man bei der Miete von CHF 4’350.00 pro Monat einen Jahresumsatz von CHF 500’000.00 erreichen. Das haben wir auch in den besten Zeiten nicht geschafft. Wir alle merken, wie überall alles immer teurer wird. Was by the way gar keine gute Entwicklung ist. Maschinen, Geräte, Strom, Gebühren, Lebensmittel, Getränke, Mehrwertsteuer und die Löhne; alles wird stetig teurer. Teilweise gehen die Preise steil in die Höhe. Ein Gastrobetrieb muss all seine Kosten mit dem Geld der Konsumationen der Gäste bezahlen. Aber werden Bier, Kaffee, Eistee und co. noch teurer, als sie es ohnehin schon sind, fallen noch mehr Gäste weg und dem Betrieb geht es noch schlechter. Da bleibt nichts mehr übrig für die Kultur. Ich jammere nicht gern (obschon das zu den Kernkompetenzen von Wirten gehört), aber so sieht es nun mal aus. Das tiefe Lohnniveau in der Gastronomie gäbe auch noch mächtig Stoff zum Jammern.

Nicht zuletzt hat die Digitalisierung negative Auswirkungen auf unsere Branche. Früher musste man rausgehen, um sich zu treffen, jemanden kennen zu lernen oder zusammen zu sein. Heute laufen soziale Interaktionen mehrheitlich digital ab. Ebenso kann man sich jederzeit an jedem beliebigen Ort der Welt alle Songs, alle Konzerte und alle Filme anschauen und muss dabei nur den Daumen bewegen – oder noch weniger, weil es auch ganz ohne Bewegung geht.

Fazit
Ich mache niemandem einen Vorwurf und gebe niemandem die Schuld für die Schliessung des Mundwerks. Die Umstände verändern sich zu Ungunsten kleiner Kulturveranstaltungsorte. Wir bezahlen jedes Jahr massiv mehr, als wir Einnehmen und darum schliesst das Mundwerk per Ende Mai. Wir hoffen, einen anderen Ort zu finden, wo die Rechnung wieder aufgeht.

Danke ALLEN die das Mundwerk in den letzten 15 Jahren besucht oder unterstützt haben. Danke ALLEN von Herzen, die mit uns dort gearbeitet haben. Danke ALLEN Künstlerinnen und Künstlern, die Teil des Kulturprogramms waren.

Geht raus und konsumiert Kultur!
Reto